Eco Fashion

Was ist ökologischer: Gebrauchte Kleidung oder neu produzierte, nachhaltige Mode?

Second-Hand-Mode

Zuletzt aktualisiert: 3. Juli 2024

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes längst in Mode, einen möglichst ökologischen Fußabdruck bei der Kleiderschrank-Zusammenstellung zu hinterlassen. „Upcycling“ – ein Wort, das Second-Hand-Mode noch trendiger und gesellschaftsfähiger macht.

Längst haben das auch führende Modeshops wie Zalando und Co. entdeckt und bieten in speziellen Kategorien vergünstigte Pre-Used-Angebote bei Kleidung und Accessoires. Neben dem Trend, getragenen Kleidungsstücken ein neues Zuhause zu bieten, gibt es auch immer mehr nachhaltige, neu produzierte Mode. Beides ist ökologisch wertvoll, auf individuelle Weise.

Kleidungsstücke „retten“ liegt voll im Trend

„Mode kommt aus einer Traumwelt und Träume sind eine Rettung vor der Wirklichkeit.” – Ob Christian Dior bei seiner Aussage auch die Rettung getragener Kleidungsstücke und Accessoires im Sinn hatte?

Gebrauchte Mode zu kaufen, liegt voll im Trend. 2020 erwarben ca. 44 % im Alter zwischen 18 bis 64 Jahren etwas Gebrauchtes. Deutschland liegt mit dieser Prozentzahl im mittleren Bereich nach Länderwertung. An der Spitze liegt Polen, denn hier gaben 50 % der über 23.000 Befragten an, etwas Gebrauchtes innerhalb der letzten zwölf Monate erworben zu haben. Schlusslicht bildet Russland mit 23 %.

Die Gründe für den Kauf aus zweiter Hand sind unterschiedlich. Die Chance auf eine enorme Preisersparnis vor allem bei aufregenden Designer-Artikeln ist einer von ihnen.

Auch der Umweltgedanke und die Suche nach außergewöhnlichen Vintage-Teilen gehören dazu. Immer mehr Unternehmen reagieren auf die steigende Nachfrage und bieten online die Chance, bewusst und mit Sparpotenzial gebrauchte Kleidung und Accessoires zu kaufen.

Seit 2020 machen auch große Marken wie H&M sowie Zalando im Geschäft mit der Second-Hand-Ware mit. Kunden können sich online durch die Gebrauchtwaren-Angebote klicken oder ihre eigenen Kleidungsstücke sogar in zahlreichen lokalen Stores der Marken vorbeibringen und gegen lukrative Gutscheine eintauschen.

Diese lassen sich beispielsweise in nachhaltige Mode investieren, von der es auch bei den Modemarken immer mehr Stücke und sogar ganze Kollektionen gibt. Der Trend von gebrauchter und nachhaltiger Mode kommt an, das beweisen die internen Zahlen der Modemarken.

Für einen der Re-Commerce-Riesen, Momox, brachte das Jahr 2020 beispielsweise absolute Rekordergebnisse. Vor einigen Jahren startete Momox seine Geschäftsidee mit Gebrauchtwaren aus den Bereichen Technik und Büchern.

Mittlerweile wurde das Angebot durch gebrauchte Kleidungsstücke und Accessoires erweitert. Die steigende Nachfrage in diesem Bereich bescherte dem Unternehmen in der Kategorie Fashion ein Umsatzwachstum von 47 % und einen Jahresumsatz von ca. 47 Millionen. 2020 kletterte der Umsatz insgesamt auf 312 Millionen € (2019 waren es 250 Millionen €).

Mode neu gedacht: Nachhaltigkeit boomt

Nicht jeder möchte Mode aus zweiter Hand oder will immer die neuesten Modeideen im Kleiderschrank haben. Statt Fast Fashion boomt auch der nachhaltige Gedanke bei Designern und großen Modemarken.

In der Öko-Textilbranche wächst die Anzahl der kreativen Start-ups, die mit ihren Kreationen keinesfalls an den biederen Öko-Schick erinnern. Stattdessen gibt es neueste Schnitte und aufregende Materialmixturen, hergestellt unter nachhaltigen Bedingungen und unter Verwendung ökologischer Stoffe.

Das Öko-Label ist Qualitätsmerkmal und Aushängeschild zugleich und wird längst nicht an jedes Textilunternehmen vergeben. Wer das begehrte Siegel für ökologische Waren haben möchte, muss sich einem umfangreichen Prüfungsprozess unterziehen.

Kleidungsstücke, die ausschließlich aus Naturfasern bestehen, werden beispielsweise mit dem Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ausgezeichnet. Das „Made in Green Siegel“ wird von Greenpeace als starkes Siegel lobend erwähnt.

Verbreitet ist auch das „Bluesign Siegel“, das viele Lizenznehmer vor allem im Bereich der Sport- und Outdoor-Bekleidung (u. a. Puma, Elkine, Adidas oder Vaude) hat. Damit werden Unternehmen und Kleidungsstücke ausgezeichnet, welche die Grenzwerte für in Kleidungsstücken enthaltenen Chemikalien einhalten oder bestimmte Inhaltsstoffe gar nicht verwenden.

„Join Life“ und Co. – Fast Fashion wird nachhaltiger

Lange standen Modegiganten wie Zara, H&M und andere Fast Fashion-Anbieter in der Kritik. Im Fokus der negativen Berichte stand vor allem die Verwendung schädlicher Chemikalien oder die fehlende Kontrolle und Einhaltung bei Arbeitsschutz. Leidtragende dieser Billigmode-Begeisterung in Europa sind vor allem die produzierenden Länder wie Indien oder China.

Neben den häufig schlechten Arbeit- und Produktionsbedingungen stehen auch Umweltschäden im Fokus der Kritik; durch den Einsatz chemischer Zusätze und den enormen Wasserverbrauch bei der Produktion werden Böden und Wasserressourcen vielerorts irreparabel geschädigt.

Mit den neuen Kollektionen soll sich der schlechte Ruf der großen Modeketten ändern. Einer der großen Marken geht mit gutem Beispiel voran: Zara will mit seiner „Join Life“ Kampagne zeigen, dass es auch anders geht.

Verwendet werden beispielsweise nachhaltige und ökologisch produzierte Materialien. Hierzu zählen recycelte Baumwolle oder Organic Cotton. Außerdem gibt es mehr Transparenz für Kunden, was Lieferketten und Lieferanten betrifft. Fast Fashion mit gutem ökologischem Gewissen heißt fortan die Devise, die auch von immer mehr Modeketten aufgegriffen wird.

Ein ähnliches Konzept verfolgt H&M bei seinen neuen Nachhaltigkeitsbemühungen. Nach eigenen Angaben werden bereits ca. 64,5 % der Materialien aus recycelten oder nachhaltigen Ressourcen gewonnen. Einen riesigen Fortschritt gibt es schon bei der Verwendung der Baumwolle zu vermelden, denn hier sind es bereits 100 % recycelte oder Bio-Baumwolle.

Damit das Ziel, künftig noch mehr recycelte Stoffe zu nutzen, gelingt, setzt das Unternehmen verstärkt auf Post-Consumer-Stoffe. Kunden der Modekette können ihre gebrauchten Kleidungsstücke einschicken oder in lokalen Stores vorbeibringen, erhalten dafür sogenannte „Conscious-Punkte“. Diese werden in Bonus-Guthaben umgewandelt, das Kunden später für den Kauf neuer (nachhaltiger) Produkte im Shop nutzen können.

Textilforschung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand

H&M setzt, wie immer mehr Modemarken, auf Innovationen aus der Textilforschung. Um Nachhaltigkeit noch besser zu machen, setzt das Unternehmen aus Schweden beispielsweise auf ein neues Material: Tencel™ Lyocell. Hergestellt wird es aus Zellstoff und fühlt sich gar nicht hart an. Stattdessen ist es samt und weich, hat perfekte Absorptionseigenschaften.

Neben neuen Materialien setzen Hersteller wie H&M auch auf Nachhaltigkeit bei Werbeprozessen. So werden Denim-Kleidungsstücke immer häufiger ungefärbt angeboten. Das spart nicht nur Chemikalien, sondern vor allem Wasser. Kunden dürfen sich nicht nur auf ein natürliches Material mit angenehmem Tragekomfort freuen. Sie erhalten auch individuelle Qualität, denn ohne die Färbung gibt es noch mehr unique Stücke.

(Bildquelle Artikelanfang: pixabay.com @ webandi (CC0 Creative Commons), Bild 2: pixabay.com @ weband (CC0 Creative Common))

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