Zuletzt aktualisiert: 14. Dezember 2019
Die Produktion von Jeans gilt als eine der größten Umweltsünden überhaupt. Dafür gibt es viele Gründe, auf die später in diesem Beitrag näher eingegangen wird.
Und wenn man bedenkt, dass die Jeans zu den beliebtesten Kleidungsstücken nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gehört, steigert sich die umweltschädliche Herstellung der Kulthose ins Unermessliche.
Ungefähr 200 Millionen Jeans werden jährlich aus Bangladesch, Pakistan und der Türkei allein nach Deutschland importiert.
Doch was genau ist an der Jeans-Produktion so gefährlich bzw. schädlich für die Umwelt und worauf solltest du beim Kauf einer nachhaltigen Jeans achten?
Problem Nr. 1: Der konventionelle Baumwollanbau
Mehr als ein Drittel der weltweiten Baumwollproduktion wird für die Herstellung von Jeans benötigt. Kein anderer Stoff benötigt mehr Baumwolle als Denim.
Der konventionelle Baumwollanbau erfolgt in Monokulturen. Damit die Pflanzen nicht von Insekten oder Krankheiten befallen werden, setzen die Bauern Pestizide ein. Diese sind verantwortlich für Bodenzerstörung, Insekten- und Bienensterben.
Für die Produktion von einem Kilogramm Baumwolltextil wird bis zu einem Kilogramm Chemikalien verwendet.
Dieser übermäßige Einsatz von Pestiziden schädigt nicht nur die Natur, auch die Arbeiter kommen mit den Giftstoffen in Berührung, was zu erheblichen Gesundheitsschäden führen kann, ebenso muss der Textilkonsument mit Gesundheitsschäden rechnen, denn die Giftstoffe des Baumwollgewebes können über die Haut in den Körper eindringen.
Darüber hinaus wird beim Baumwollanbau extrem viel Wasser verschwendet. Ca. 7000 Liter benötigt man für die Herstellung einer einzigen Jeans.
Foto: © bobbycrim /Pixabay.com: Ein Großteil der Baumwolle wird konventionell angebaut.
Die bessere Alternative
Die Modeindustrie könnte schädlingsresistentere Baumwollsorten verwenden und den Anbau in geeignete Anbauregionen verlagern. Dadurch würde der Wassereinsatz sich verringern (um 70 %) und auch der Einsatz von Pestiziden könnte mehr als um die Hälfte reduziert werden.
Oder man setzt komplett auf den Anbau von Bio-Baumwolle und verwendet natürliche Düngemittel. Bio-Baumwolle produziert zudem Samen, aus denen immer wieder neue Pflanzen herangezogen werden können, was bei der konventionell angebauten Baumwolle nicht möglich ist. Diese genveränderten Pflanzen lassen sich nicht mehrjährig verwenden, weil sie durch die Pestizide zerstört werden.
Bio-Baumwolle erkennst du an den Bezeichnungen Sustainable Cotton (nicht genetisch verändert, Verwendung von weniger Pestiziden) und Organic Cotton (beim Anbau werden auf Gentechnik, Pestizide und Düngemittel verzichtet). Das GOTS– und IVN-Label sind solche Kennzeichnungen, auf die man beim Kauf einer nachhaltigen Jeans achten sollte.
Problem Nr. 2: Das Färben von Denim
Die Jeansproduktion selbst läuft in vier Schritten ab: Färben, Weben, Schneiden und Nähen.
Schon beim ersten Schritt, dem Färben mit dem tiefblauen Farbstoff Indigo, kommen umweltbelastende Stoffe zum Einsatz, wie z. B. die Schwermetalle Blei, Quecksilber, Kupfer oder Arsen. Denn Indigo muss für den Färbevorgang wasserlöslich werden, deshalb wird er mit verschiedenen Chemikalien gemischt.
Für das Bleichen verwendet man große Mengen an Chlor, was ebenfalls gesundheitsschädigend ist.
Ein weiteres gefährliches Verfahren, mit dem der „Used Look“ erzeugt wird, ist das Sandstrahlen. Der dabei entstehende Staub wird von den Arbeitern eingeatmet und kann zur Staublunge führen. Nach Angaben der WHO sterben jährlich mehr als 20 000 Menschen an den Folgen der Chemikalien-Verwendung.
Die bei der Steinwaschung (ebenfalls für den Used Look) verwendeten Bimssteine können starke Verschleißschäden an den Waschmaschinen verursachen. Das beim Bleichen verwendete Kaliumpermanganat beschleunigt den Rostbefall von Waschmaschinen und kann in hoher Konzentration schädlich für die mit der Chemikalie in Kontakt kommenden Arbeiter sein.
Die bessere Alternative
Es ist eindeutig umweltschonender, den Jeans-Stoff mit Stickstoff zu färben. Dadurch wird der Farbstoff konzentriert, was zu einem geringeren Einsatz von Chemikalien und Wasser führt.
Neben dieser Option gibt es noch weitere verschiedene Möglichkeiten, den Färbeprozess nachhaltiger durchzuführen.
Statt das Waschen mit Steinen kann man Enzyme oder Ozon für den Stone-washed-Look verwenden, für den Whisker-Effekt ist der Einsatz von Laser statt Chemikalien möglich.
Erläuterung Moustache- oder Whiskers (Schnurrbart-) Effekt:
Er täuscht vor, als sei die Jeans bereits “verrottet”. Um diesen Effekt zu erzielen, sind mehrere Behandlungen nötig: Im 1. Schritt werden am Oberschenkel mit Sandpapier helle “Streifen” geschliffen.
Im 2. werden auffallende Übergänge durch mehrere Nachbehandlungen verwischt, bis die Jeans schließlich ihren verschlissenen Look aufweist.
Problem Nr. 3: Lange Transportwege
Zur Maximierung der Gewinnspanne lässt die Textilindustrie die einzelnen Schritte im Produktionsprozess in verschiedenen Ländern durchführen.
Baumwollanbau, Garnherstellung, das Weben von Denim, Färben, Nähen, zwischen diesen Prozessen liegen Zigtausende von Kilometern. Die Folge: Ein überdurchschnittlich hoher CO2-Ausstoß.
Die bessere Alternative
Um die Transportwege zu verkürzen, lassen nachhaltige Modelabels die Jeans dort produzieren, wo auch die Baumwolle angebaut wird. Die endgültige Fertigstellung erfolgt meist in Deutschland oder dort, wo das Label seinen Firmensitz hat.
Wichtig ist auch, dass die Nähzutaten wie Garn, Knöpfe, Etiketten und Reißverschlüsse in der näheren Region produziert werden, um lange Lieferwege zu vermeiden.
Problem Nr. 4: Ausbeutung von Arbeitern
Die Jeans-Produktion wird vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern ausgeführt. Und dort herrschen miserable und menschenverachtende Arbeitsbedingungen.
Geringer Lohn, fehlender Arbeits- und Krankenversicherungsschutz, baufällige Arbeitsstätten, hohe Arbeitsbelastung und ständiger Kontakt mit giftigen, gesundheitsgefährdenden Substanzen – nur so können Jeans möglichst billig verkauft werden.
Die bessere Alternative
Fair Trade ist ein wichtiger Begriff, wenn es um die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards geht. Fair Trade bedeutet, dass die Arbeiter und Bauern eine verlässliche Entlohnung erhalten und nicht ausgebeutet werden.
Jeans, die mit dem Fairtrade-Siegel ausgestattet sind, sind teuer als Jeans von billigen Modeketten. Willst du dir eine nachhaltig produzierte Jeans mit Fairtrade-Siegel kaufen, solltest du bei nachhaltigen Modemarken Ausschau halten.
Die Website Good on you hilft dir bei der Suche nach nachhaltigen Labels. Gib in das Suchfeld den Namen des ausgewählten Labels ein und dir wird als Ergebnis angezeigt, wie nachhaltig die Marke in den Bereichen Planet, People und Animals abschneidet.
Jeans pflegen und weiterverkaufen
Um möglichst lange Freude an seiner Jeans zu haben, sollte man sie so wenig wie möglich waschen.
Am besten drehst deine Jeans beim Waschen auf links, verwendest kaltes Wasser oder Handwäsche und lässt sie an der frischen Luft trocknen.
Und wenn du sie wirklich nicht mehr anziehen willst, kannst du sie immer noch auf dem Flohmarkt oder auf Online-Kleiderportalen wie Kleiderkreisel günstig verkaufen oder sogar verschenken.
Oder du bastelst bzw. nähst was Neues draus, wie z. B. einen Jeansrock oder eine Jeanstasche. Auf smarticular findest du 14 Tipps, was du alles aus einer alten Jeans machen kannst, die Vorschläge reichen vom Lunchbag bis zur Kissenhülle.
Infografik: Wie sich deine Jeans auf die Umwelt auswirkt
Quelle: https://www.ladenzeile.de/nachhaltige-jeans/
(Bildquelle Artikelanfang: © MichaelGaida /Pixabay.com)